Silke Prassel und Uwe Bartelt haben mir Ihren Haltungs- und Zuchtbericht, der in der aktuellen IGUANA erschienen ist, zur Verfügung gestellt. Sämtliche Bilder in diesem Bericht unterliegen dem Copyright der beiden Autoren.
Bemerkungen zur Haltung und Nachzucht von Sceloporus olloporus-
Lilabauch Stachelleguan (Smith 1937)
S. olloporus gehört zum S. variabilis- Komplex dessen Systematik kontrovers diskutiert wird und an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen wird. Angaben befinden sich dazu z.B. bei Werning 2002 und Köhler 2002.
Die Anzahl der Femoralporen unterscheiden olloporus von den anderen Arten des variabilis- Komplexes. So sind bei S. olloporus 21 oder weniger vorhanden, während es bei S. variabilis 22 oder mehr sind.
Mit bis zu 8 cm KRL ist S. olloporus ein kleiner Stachelleguan. Die Gesamtlänge liegt zwischen 12-16cm, wobei die Männchen etwas größer sind als die Weibchen.
Die Tiere haben eine oliv braune Grundfärbung. Helle Dorsallateralstreifen werden von dunkeln Flecken in einer Reihe nach hinten auch hell eingerahmt.
Intensiv pink gefärbte Bauchflecken, zu den Rändern hin dunkelblau, führen zur deutschen Namensgebung „Lilabauch Stachelleguan“. Unter den Achseln befinden sich schwarze Flecken die mit den Bauchflecken in Verbindung stehen.
Das Verbreitungsgebiet von S. olloporus reicht von Guatemala bis Costa Rica. Dort werden Savannen, Trockenwälder und Waldrandgebiete bewohnt.
Unsere Tiere stammen, laut Importeur, aus Nicaragua.
Im Biotop leben diese Tiere meist in Bodennähe. Dort wird in der Laubschicht auf Beute gelauert. Sträucher, Bäume und Felsen werden aber ebenso gern besiedelt. Menschen Siedlungen werden nicht gescheut. Dort werden die Leguane auch als Zaunleguane bezeichnet.
Die Fortpflanzung in der Natur ist stark von der Regen- und Trockenzeit abhängig. In Costa Rica dauert die Regenzeit etwa von Juni bis Oktober, dann ist auch der Höhepunkt der Fortpflanzungsperiode. Die Jungen schlüpfen zwischen August und Dezember.
Es wird von 4-6 Gelegen pro Jahr berichtet(Wernig 2002, Köhler 2002), wobei die Eianzahl zwischen 1-7 Eiern schwankt.
Quarantäne
Am 29.04.2008 zogen bei uns 1,2 subadulte Wildfänge S. olloporus (Pinbauchstachelleguane) ein. Die Einrichtung vom Quarantäneterrarium(60cmx40cmx50cm) bestand aus einem Steinaufbau, einer Weinrebe, kleine Wasserschale, einen Stein und zwei künstlichen Pflanzen. An den Rück- und Seitenwänden wurden Korkplatten als zusätzliche Kletterfläche locker fixiert, der Bodengrund bestand aus Küchenrolle. Alles herausnehmbar und klein genug, das es bei einem eventuellen Parasitenbefall abwaschbar/austauschbar und oder in unserem Backofen passte. Die Grundbeleuchtung bestand aus 4 LSR(60cm), einem Halogenspot(60W) für den Sonnenplatz und für die UV- Versorgung eine Exoterra 10.0.
Schnell stellte sich heraus das unsere Pinkbäuche, trotz Literaturangaben von 28-33°C (Köhler) und 30-32°C(Werning), Lufttemperaturen von 30 °C bei einer LF von unter 60% nicht vertrugen. Die Tiere wurden nicht nur inaktiv, sie drohten sogar zu kippen, bei einer LF von 60% waren sie immer noch stark inaktiv. Durch einen Bekannten erfuhren wir dann, dass die Importe 2008 von S. olloporus aus Nicaragua stammten. Angelehnt an Klimatabellen(Nicaragua) senkten wir die Lufttemperatur(40W Spot) auf 28 °C und stellten eine LF von 50-60% ein.
www.ipicture.de/daten/wetter_nicaragua.html
www.iten-online.ch/klima/amerika/nicaragua/managua.htm
Noch während der Quarantänezeit (am 23.06.08) zeigten beide Weibchen eine Fruchtbarkeitsfärbung. Nach unseren Beobachtungen zeigen adulte S. olloprus Weibchen insgesamt drei unterschiedliche Färbungen, Fruchtbarkeitsfärbung, Paarungsbereitschaft und Trächtigkeitsfärbung, dazu später mehr…
Weiter konnten wir beobachten das eins der Weibchen in einer Dose mit Schwarzaugenbohnen, die nach der Fütterung von Bohnenkäfern in Terrarium verblieb, die Nacht vergraben in den Bohnen verbrachte. Daraufhin entschlossen wir uns, dass ein Teil des Substrates in Endterrarium aus Sand und Kies bestehen sollte.
Ohne jeglichen Parasitenbefall wurde die Quarantäne am 15.07.2008, nach mehreren untersuchten Kotproben beendet.
Terrarium & Haltung
Das Terrarium( 80cmx50cmx80cm) ist fast mittig in zwei Zonen aufgeteilt. Der feuchtere Teil eingerichtet mit einigen Pflanzen( Aloe Vera und andere Sukkulenten) und einer Wurzel, dort besteht das Substrat aus Walderde/ Sandgemisch 1:2, abgedeckt mit Laub. Die trockene Zone eingerichtet mit Steinaufbauten und wenigen Pflanzen(Tillandsien) das Substrat, Sand gemischt (3:1) und abgedeckt mit Kies. Die Rück- Seitenwände sind mit Kork und künstlichen Felswänden verkleidet. Beide Bereiche werden intensiv von den Tieren genutzt, die Hauptaktivitätszeit liegt in den Morgenstunden bis in den frühen Abendstunden, in der Mittagszeit werden sie etwas ruhiger. Insgesamt ein gut zu beobachtender Kleinleguan der sich in der Terrarienhaltung wenig scheu und neugierig zeigt, der gerne klettert.
Die Beleuchtung besteht aus vier T5 LSR, 2 Bright Sun Desert 70W und zwei Halogenspots (50W Sonnenplatz Steinaufbau, 25W Sonnenplatz Wurzel). Die Beleuchtungsdauer beträgt ganzjährig 12 Stunden.
Die Temperaturen betragen im unteren Bereich 20-22°C, in der Mitte 24-26°C, im oberen Bereich 28-30°C und unter den Wärmespots ca.40-45°C, die LF 50-60%. Die Temperaturen werden über das ganze Jahr konstant gehalten. Von November bis April werden die Tiere trockener gehalten.
S. olloporus zeigen sich als reine Insektenfresser(insectivor), angebotenes Grünfutter wurde ignoriert.
Gefüttert werden sie mit Wiesenplankton, Steppengrillen, Heuschrecken, Ofenfischchen, Bohnenkäfer, Drosophila, Erbsenblattläuse, Wachsmaden/Motten und Mehlwürmern.
Bei jeder Fütterung werden die Futtertiere bestäubt mit herpetal Complete und herpetal Mineral. Dieser Leguan lässt sich durch seine schnelle Vertrautheit an den Pfleger auch soweit konditionieren, dass er Futtertiere von der Pinzette und aus der Hand annimmt.
Paarung, Trächtigkeit, Ablage, inkubieren & Aufzucht
Fruchtbarkeitsfärbung – Lippen( Supralubialia ) und die Halsseiten intensiv rot gefärbt
Paarungsbereitschaft – kompletter Kopf und Hals bis zu den Schultern intensiv rot
Trächtigkeitsfärbung – Lippen, Kehle und Halsseiten intensiv rot
Das Weibchen zeigt ihre Paarungsbereitschaft durch ihre Färbung an, danach folgen von ihr das typische Nicken und die Liegestütze, dass vom Männchen erwidert wird. Sobald sich das Männchen dem Weibchen nähert, presst sich das Weibchen ganz flach auf dem Boden und versucht sich mit kreisenden, zitternden und kriechenden Bewegungen, unter das Männchen zu schieben. Die Paarung erfolgt dann echsentypisch mit Nackenbiss, anheben vom Schanz und das seitliche einführen vom Hemipenis.
Die Dauer der Trächtigkeit liegt bei unserem Weibchen zwischen 40-50 Tagen. Das Weibchen legt sofort deutlich an Umfang zu und gegen Ende kann man sehr deutlich die Eier im Becken liegen sehen. Wenige Tage vor der Ablage kann man beobachten, dass das Weibchen häufiger die möglichen Ablagestellen aufsucht und kleine Probegrabungen macht. Das fressen wird nicht eingestellt, es wird noch kurz vor der Ablage Futter aufgenommen. Das Weibchen paart(eigene Beobachtungen) sich sogar noch kurz vor der Ablage mit dem Männchen, ohne das Druck vom Männchen ausgeht!
Zur Ablage sucht das Weibchen bei uns im Terrarium erhöhte Stellen auf, bevorzugt ein Erde Sandgemisch das leicht feucht ist und eine Temperatur von 26°C in der Tiefe der Eiablage hat. Die durchschnittlich 5 Eier werden 10 cm tief vergraben und so sauber wieder abgedeckt und “aufgeräumt“, dass man die erfolgte Ablage nur anhand des wieder schlanken Weibchens erkennt. Die Ablagen erfolgen bei uns in den Morgenstunden bis zur Mittagszeit.
Die erste Ablage von 2 Eiern erfolgte am 27.08.2008 und wurde von dem Weibchen auf der Felsrückwand verworfen, ein Ei verschwand unerreichbar in einer Spalte, das andere Ei konnte geborgen werden, doch das Ei fiel in kürzester Zeit ein. Danach richteten wir weitere mögliche Ablageplätze ein. Einen direkt an der Stelle in der Felsrückwand, an der das Weibchen verworfen hatte. Dazu höhlten wir einen künstlichen Felsen aus und befüllten ihn mit Erde- Sandgemisch, das leicht feucht gehalten wird, zur Deckung wurde eine Pflanze eingepflanzt. Einen Weiteren in dem Steinaufbau, der gleichzeitig als Sonnenplatz dient. Dort haben wir lediglich Steinplatten durch eine Heimchendose (gefüllt mit Erdesandgemisch, leicht feucht) ersetzt und mit einer Steinplatte so abgedeckt, dass das Weibchen noch hineinklettern kann.
Zweite Ablage 04.10.- 09.12.2008, 6 Eier, 100% Schlupfrate.
Dritte Ablage 17.11.- 24/26.01.2009, 5 Eier, 4 Tiere geschlüpft.
Vierte Ablage 27.12.- 05.03.2009, 5 Eier, 100% Schlupfrate.
Das zweite Weibchen verstarb uns leider am 28.10.2008. Sie zeigte eine typische Trächtigkeitsfärbung und nahm auch eine deutliche Rundung an. Selbst das ganze Verhalten deutete auf ein hoch tragendes Weibchen hin, noch einen Tag vor ihrem Tod, erhöhtes aufsuchen der Ablagestellen und Probegrabungen. Wir öffneten das tote Weibchen und fanden eine Leberverfettung vor, die den ganzen Bauchraum einnahm, keine weiteren Fettablagerungen.
Die Eier werden auf (nur eine leichte Kuhle hineingedrückt) Vermiculite, bei 26°C und 400 kPa in der Jaeger Kunstglucke inkubiert.
Die Schlüpflinge haben eine KRL von 2,5cm und eine GL von 5,5 cm.
In einem Alter von einem Monat eine KRL von 3cm und eine GL von 6,5 cm.
Die Aufzucht erfolgt in einem Exoterra- Terrarium(30cmx30cmx30cm). Rückwand mit Felsimitation und die Seitenwände mit Kork verkleidet. Eingerichtet mit einen Steinaufbau, künstliche und echte Pflanzen. Substrat Sand- Erde- Kiesgemisch, abgedeckt mit Kies.
Beleuchtet wird mit einer 50W Bright Sun Jungle in einer Entfernung von 30cm vom Sonnenplatz und 20cm beträgt der niedrigste, erreichbare Abstand zur Lampe.
Die Jungtiere werden unter den Bedingungen der Eltern gehalten, Beleuchtung 12 Stunden, Lufttemperatur 28 °C, lediglich die LF etwas höher…70%.
Ab dem 2/3 Tag fangen die Juvenilen an zu fressen, gefüttert wird täglich mit Kleinstinsekten(Drosophila, Bohnenkäfern, Blattläusen, trop. Asseln, Springschwänzen).Supplementiert wird bei jeder Fütterung und um Zitterkrämpfe und Mangelerscheinungen zu vermeiden werden 14tägig die Futtertiere mit Flüssigvitaminen(Ursovit AD3EC, wässrig, Be-Complex) benetzt.
Trockenruhe
Da wir in jedem Monat eine Ablage von dem Weibchen hatten, laut Klimatabellen kühlere Phasen um das Weibchen zur Ruhe kommen zulassen ausklammern konnten, entschieden wir uns angelehnt an den Tabellen für eine Trockenruhe.
Am 30.12.2008 leiteten wir aufgrund der erhöhten Ablagen eine Trockenruhe ein.
Wir stellen ab dem Tag das sprühen komplett ein und boten den Tieren Wasser über eine Schale an. Wir steigerten weder die Temperatur, die Lufttemperatur blieb konstant bei 28°C, noch wurde die Beleuchtungsdauer von täglich 12 Stunden verändert.
Am 02.01.2009 konnten wir schon den ersten sichtbaren Erfolg erzielen, die intensive Rotfärbung vom Weibchen ging zurück, sie zeigte keine Paarungsbereitschaft mehr an.
Am 07.01.2009 dann ein Rückschlag, die Tiere zeigten sich extrem nervös und schreckhaft, ein hantieren im Terrarium, war nur noch unter erschwerten Bedingungen möglich. Das Weibchen lief den ganzen Tag an der Front auf und ab, kratzte an den Scheiben, ein bloßes hineinschauen ins Terrarium löste schon Panik aus. Das Paar knallte in wilder Panik gegen Einrichtungsgegenstände, Rück- Seitenwände und Glasfront, so heftig das eine massive Verletzungsgefahr bestand. Wir waren an der Stelle versucht die Trockenruhe wieder aufzuheben.
Welchen Fehler hatten wir begangen?
Ein weiterer Blick auf die Klimatabellen und der LF im Terrarium bot uns die Erklärung.
Durch das sofortige Einstellen vom Sprühen und keinen weiteren Maßnahmen, trocknete das Substrat vollständig aus und die LF sank auf 40%.
Laut Klimatabellen sinkt die LF im Habitat aber zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd unter 50%, sie liegt eher in der Niederschlagsarmenzeit um die 60%. Die LF im Habitat schwankt nicht so maßgeblich und vor allem nicht so abrupt.
Das was sich signifikant verändert ist der Niederschlag.
Wir gingen dann ab dem 08.01.2009 dazu über, das Substrat leicht anzugießen um eine LF von min. 50% einzustellen ohne das es „regnet“ im Terrarium, anfänglich jeden dritten Tag, später nur noch einmal pro Woche. Das Substrat wurde leicht feucht gehalten.
Das Paar kehrte in kürzester Zeit zu seinem ruhigen Verhalten zurück, das hantieren im Terrarium war wieder möglich, Pflegearbeiten wurden wieder gelassen hingenommen, ohne das sich eine erneute Trächtigkeit bei dem Weibchen einstellte.
Die Tiere zeigten sich während der restlichen Trockenruhe ruhig, aber aktiv.
Sie lebten zurückgezogen und versteckt in den Spalten der imitierten Felswand.
Gefüttert wurden die Olloporus weiterhin, sie nahmen auch bereitwillig Nahrung in der Zeit an, es wurde lediglich nur darauf geachtet, dass die Menge und die Häufigkeit der Fütterungen, der verringerten Aktivität angepasst wurden.
Mitte März 2009 lösten wir langsam die Erfolgreiche Trockenruhe wieder auf.
Es wurde sehr unregelmäßig wieder gesprüht und das Gießen vom Substrat beibehalten.
Langsam steigerten wir die Sprühintervalle, bis wir Mitte April wieder beim täglichen sprühen angekommen waren.
Fast auf dem Tag genau, stellte sich dann auch eine erneute Trächtigkeit vom Weibchen ein.
Danksagung
Besonders möchten wir uns bei Jens Hauke und Benjamin Scheler bedanken.
Literatur
Köhler, G. & Heimes, P.(2002): Stachelleguane
-Lebensweise, Pflege, Zucht. – Offenbach
(Herpeton Verlag), 174 S.
Werning, H., (2002) : Stachelleguane
Münster, 144 S.
Natur und Tier - Verlag